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Als Madonnenbildnis bezeichnet man in der christlichen Ikonographie die Darstellung Marias mit dem Jesuskind – sitzend oder stehend und mit unterschiedlichen Attributen.
Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. finden sich die ersten Mariendarstellungen in den frühchristlichen Katakomben in Rom. Ab dieser Zeit gehört Maria mit dem Kinde zum fixen Programm in der Kunstgeschichte, beginnend bei den Ikonen in der byzantinischen Kunst.
In Westeuropa bilden sich zwei Muster der Mariendarstellung heraus: die thronende Maria mit Kind bzw. die stehende Muttergottes mit oder ohne Kind.
In der Romanik wird Maria mit dem Jesuskind entweder als „Maesta“ prunkvoll und umgeben von Engeln und Heiligen dargestellt, oder als „Sedes sapientiae“ sitzend mit Jesus auf dem Schoß wie einst König Salomon auf seinem Thron. Das Motiv der sitzenden Maria mit Kind wird im 13. Jahrhundert am häufigsten verwendet. Der Jesusknabe hat mehr erwachsene Züge und wird kaum kindlich dargestellt.
Bei den stehenden Madonnen findet sich Jesus meist nackt, und entweder er oder Maria halten die Weltkugel (die oft auch als Paradiesapfel bezeichnet wird) in der Hand. Maria trägt oft eine reichverzierte Krone und ihr langes Haar ist sichtbar.
Bei der „Thronenden Madonna aus Spanien“ sieht man eine der ältesten Darstellungen der Maria mit dem Kind aus Holz. Die Figur ist aus Laubholz geschnitzt und bemalt. Maria hält das Jesuskind mit ihrer linken Hand auf dem Schoß und erhebt die rechte, fehlende, Hand. Das Kind blickt den Betrachter freundlich, mit einem zarten Lächeln, an und streckt die, abgebrochenen, Arme dem Zuschauer entgegen. Wie in der Westkirche üblich, trägt Maria einen blauen Umhang und ein rotes Kleid (bei Darstellungen der Maria in der östlichen Kirche ist es umgekehrt). Auf ihrem Kopf sind Reste einer Krone zu erkennen. Jesus ist mit dem gleichen roten Gewand bekleidet.
Im 13. Jahrhundert war Spanien in viele Herrschergebiete geteilt: Im Großteil des Landes, hauptsächlich im Süd-Westen, lebten die Araber, das restliche Land zerfiel in mehrere Fürstentümer, u.a. regierten im Osten die Fürsten von Katalonien.
Die „Thronende Madonna aus Frankreich“ ist aus Eichenholz geschnitzt und zeigt Spuren von Farbe. Maria sitzt auf einem Thron ohne Lehne und hält das Christuskind in ihrem linken Arm. Ihre rechte Hand ruht in ihrem Schoß. Sie trägt eine Krone über ihrem Schleier und einen reichdrapierten Umhang über das mit einem Band geschnürte Kleid. Ihr Gesichtsausdruck ist starr bis traurig und sie blickt in die Ferne. Auch Jesus ist ernst dargestellt. Der Knabe hält in seiner linken Hand ein Buch und greift mit der Rechten in das Gewand der Mutter. Mutter und Kind schauen aneinander vorbei. Bei beiden Figuren blitzt ein Fuß bzw. Schuh unter der Bekleidung hervor.
Bei der „Stehenden Madonna aus Südtirol“ kann man sehr gut das linke Bein als Stand- und das rechte als Spielbein erkennen. Die Figur ist in der für die Gotik typischen S-Beugung geschnitzt. Sie hält das Jesuskind in ihrer rechten Hand und die Weltkugel in der Linken. Das Haupt Marias ist von einer feingearbeiteten Krone geschmückt, die Haare fallen in langen Locken über Schulter und Rücken. Unter dem Umhang mit blauen Farbresten trägt Maria ein rotes Kleid mit einem Gürtel. Der nackte Knabe greift mit seiner linken Hand zur Weltkugel und hält die rechten Finger zum Segensgestus erhoben.
Diese Darstellung der Madonna wird dem „Weichen Stil“ – einer Richtung in der spätgotischen Malerei und Plastik um 1400 – zugeordnet. Typisch für diese Madonnen ist die Betonung des in weichen Falten herabfallenden Gewandes und die weichen Gesichtszüge. Die runde Erscheinung mit der feinen, geraden Nase und dem kleinen Mund ist dem Betrachter zugewandt. Die roten Wangen betonen das zarte und jugendliche Antlitz.
Die drei vorgestellten Madonnen und ihre Vergleichsstücke zeigen einen sehr guten Überblick der Darstellungsformen des 13. bis 15. Jahrhunderts. Man kann die Entwicklung der Abbildungen Marias mit dem Kinde von der starren sitzenden Muttergottes aus Spanien aus dem mittleren 13. Jahrhundert bis zur stehenden, spielerischen Madonna aus Südtirol vom Ende des 15. Jahrhunderts sehr gut erkennen.
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