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Als 74-jähriger, kahlköpfiger Mann sitzt Oskar Laske auf einem Sessel an der Seite des Bildes und beobachtet die Kritiker, wie sie sein Gemälde „ Das Narrenschiff“ begutachten. Zufrieden stopft er seine Pfeife. Dieser Mann wirkt, als hätte er alles in seinem Leben erreicht. Es war ein ereignisreiches Leben.
Oskar Laske wurde am 8. Jänner 1874 als ältester Sohn von Oskar Laske sen. und dessen Frau Xavera in Czernowitz, Bukowina (heute: Ukraine) geboren. Bereits in seinen Kindheitstagen übersiedelte die Familie nach Wien. Nach der Volksschule besuchte er die Schottenfelder Realschule und erhielt parallel dazu Privatunterricht beim Landschaftsmaler Anton Hlavacek (1842-1926). Nach seiner Matura 1892 studierte er in Wien an der Technischen Universität bei Karl König (1841-1915) und begann im Wiener Cottageverein praktisch zu arbeiten. Um sein Wissen zu vermehren, setzte er sein Architekturstudium an der Akademie der Bildenden Künste bei Otto Wagner (1841-1918) fort und lernte dabei die Künstlerinnen und Künstler der Wiener Secession kennen.
Während des Studiums begab er sich auf zahlreiche Mal- und Studienreisen quer durch Europa, aber auch in den Vorderen Orient und nach Nordafrika zog es ihn; dort fand er die Motive für seine ersten Werke.
1901 trat Oskar Laske in die väterliche Baufirma ein, errichtete Villen und Landhäuser in Wien und Umgebung, aber auch Fabriksgebäude und Innenausstattung von Wohnräumen gehörte zu seinen Betätigungsfeldern.
Die Fassade des ersten Gebäudes nach dem Entwurf von Oskar Laske war noch ganz im Stil des Späthistorismus errichtet. Doch schon beim nächsten Gebäude, der Apotheke „Zum Weißen Engel“ in der Wiener Innenstadt – Laskes bekanntestes architektonisches Werk – erkennt man den Einfluss der Wiener Secession: Die Mosaike der beiden Engel, die den Eingang zur Apotheke umrahmen, sind ganz in der Formensprache und Farbenpracht des Jugendstils gelegt.
Schon 1904 startete Oskar Laske seine ersten Versuche in der Radierkunst. Bereits ein Jahr später stellte er zum ersten Mal öffentlich als Mitglied im Wiener Hagenbund aus – hauptsächlich architektonische Skizzen und Zeichnungen. Zwischen 1908 und 1910 wechselte er endgültig von der Architektur zur Malerei. Seine ersten, großen Werke versah er mit Opuszahlen – wie Komponisten ihre Musikstücke.
Oskar Laske war auch als Grafiker und Buchillustrator tätig: Geschichten von Till Eulenspiegel, Werke von Heinrich Heine, Daniel Defoe und Clemens Brentano erwachten durch seine Bilder zu neuem Leben.
Während des Ersten Weltkriegs war der Künstler als Offizier in Galizien und an der Isonzofront stationiert. Auch er wurde, so wie Carl Fahringer, in die Kunstgruppe des k. u. k. Kriegspressequartiers aufgenommen. Einige Bilder seiner Erlebnisse befinden sich im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien.
Während des Krieges, 1916, heiratete Oskar Laske die Pianistin Emilie Klein (1882-1948). Das junge Paar zog bald in den 14. Bezirk in Wien, wo sich auch das Atelier des Künstlers befand. Dort begann er regelmäßig Theateraufführungen, Lesungen und musikalische Darbietungen zu veranstalten.
Von 1917 bis 1919 besuchte Oskar Laske die Malklasse von Johannes Itten (1888-1967), der in Wien seine eigene Kunstschule gegründet hatte. Durch ihn lernte Oskar Laske das Zusammenwirken von Formen und Farben kennen.
Ab 1920 schuf er auch Bühnenbilder für das Burgtheater und das Theater in der Josefstadt.
Drei Jahre später malte er „Das Narrenschiff“ im Auftrag für die Österreichische Staatsgalerie (heute: Österreichische Galerie Belvedere). Diese Bild wird von vielen als sein Hauptwerk bezeichnet. Es symbolisiert das Chaos Österreichs nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und dem Ende des Ersten Weltkriegs.
Ab 1924 war Oskar Laske Mitglied der Wiener Secession und vier Jahre später des Künstlerhaus Wien. In dieser Zeit bekam er auch viele nationale und internationale Ehrungen und Auszeichnungen.
Gleichzeitig begann er die Dokumentation seines Lebens und seiner Werke, die uns eine wichtige Quelle für den Künstler sind.
Während des Zweiten Weltkriegs begab sich Oskar Laske in eine Art „innere Emigration“ und zog sich fast komplett aus dem öffentlichen Leben zurück. Trotzdem fanden – soweit es ihm möglich war – die künstlerischen Treffen in seinem Haus statt. Er konnte weiter malen, reiste aber nicht mehr so viel und holte sich seine Motive aus Wien und der Umgebung. Hauptsächlich gibt es aus dieser Zeit Aquarelle, Radierungen und kleinere Arbeiten. Einmal noch, 1950, malte Oskar Laske ein übergroßes Werk: Im Foyer des Jörgerbades in Wien ziert „Wie lebten die Tiere Noahs in der Arche während der Sintflut?“ die Decke. Noch einmal zeigt er phantasievoll die Tiere in all ihrer Farbenpracht mit einem ironischen Augenzwinkern.
Am 30. November 1951 verstarb Oskar Laske 77-jährig in Wien. Im Jahr darauf wurde er und sein umfassendes Werk in einer großen Gedächtnisausstellung in der Albertina und im Künstlerhaus geehrt.
Rund 50 Jahre dauerte das Schaffen von Oskar Laske.
Er schuf Häuser und deren Inneneinrichtungen, entwarf Bühnenbilder und Buchillustrationen und malte Bilder mit fast allen Materialien.
Obwohl Oskar Laske größtenteils Autodidakt war, sind seine frühen Bildern mit Landschaften und Städten vom Österreichischen Stimmungsimpressionismus des beginnenden 20. Jahrhunderts beeinflusst, bis er zum Expressionismus fand. Noch im ersten Weltkrieg malte er hauptsächlich die Gegend, wo der Krieg stattfand – weniger den Krieg an sich.
Erst die Begegnung mit Johannes Itten und dessen Farbenlehre brachte Oskar Laske zu dem phantasievollen und humoristischen Künstler, wie er bekannt und geschätzt war und ist.
Er liebte es Menschen aus der Vogelperspektive oder in anderen ungewöhnlichen Ansichten darzustellen, seien es biblische Themen oder Alltagsszenen wie Besucher von Wiener Parks; besonders schätzte er den Wiener Prater. Gerne zeigte er auch Tierversammlungen, wo zum Beispiel alle Arten – egal ob Fressfeind oder nicht – nebeneinander stehen und einem Hahnkampf zusehen. Die Tiere als Synonym für die Menschen.
Der Stil Laskes ist gut durch seinen feinen Strich erkennbar. Mit ein paar wenigen Bewegungen schaffte er es, detailreiche und humoristische Bilder in der Art von Bruegel oder Hieronymus Bosch auf Wände, Papier oder Leinwand zu bringen. Bei den Bildern von Oskar Laske hat man oft den Eindruck, dass er den Betrachter in eine leuchtende Phantasiewelt eintauchen lässt, um ihn kurz von der tristen Welt der Kriege oder der Zwischenkriegszeit wegziehen zu können.
Der feine und zeichnerische Ausdruck in den Arbeiten, die Andenken seines Studiums der Architektur, ist in allen Werken vorrangig. Oskar Laske hat sich keinem Modetrend unterworfen. Er hat die Ideen seiner Lehrer aufgenommen, seinen Stil damit entwickelt und blieb diesem treu.
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