Franz von Zülow – Künstler und Universalgenie

Franz von Zülow – Künstler und Universalgenie

Franz von Zülow zählt zu den österreichischen Künstlern, deren äußerst vielseitiges Lebenswerk, geprägt von einem langen künstlerischen Schaffen, die verdiente Aufmerksamkeit und kunsthistorische Anerkennung erhielt. Besonders wichtig war und ist die eingehende Untersuchung seines Frühwerks als Grafiker, das Zülow während seiner Zeit in der lebendigen Kunstszene Wiens um 1900 auf den neuesten Stand brachte. Zwischen 1903 und den frühen zwanziger Jahren sind es hauptsächlich seine Arbeiten auf Papier, die seine Vielseitigkeit und das hohe Niveau seines Schaffens dokumentieren.

Im Dorf, Kleistertechnik, 1951

Der Künstler

Als Schüler und Student erlebte er knapp nach 1900 eine Zeit des Aufbruchswillens und der künstlerischen Erneuerung in Wien. Diese Epoche war geprägt von der Secession, der Kunstgewerbeschule und der Gründung der Wiener Werkstätte durch Josef Hoffmann, Kolo Moser und Felix Wärndorfer im Jahr 1903. Der Jugendstil und der aufkommende Expressionismus übten einen deutlichen Einfluss auf Zülows frühe Jahre zwischen 1903 und 1910 aus. Wien, die Metropole der ehemaligen Donaumonarchie, war ein bedeutendes Zentrum für Ausstellungen renommierter Künstler, Grafiker, Bildhauer und Architekten aus aller Welt während dieser Zeit des Umbruchs bis zum Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918.

Verbindung von Kunst und Leben

Geprägt durch die später vom Bauhaus übernommenen, auf breiter akademischer Grundlage entwickelten Konzepte des Gesamtkunstwerks, wurde die Verbindung von Kunst und Leben gefördert, wobei veraltete Wertkategorien aufgehoben wurden. Malerei, Architektur, Grafik und das breite Spektrum hochwertigen Designs, einschließlich Möbeln, Glas, Keramik und Mode, wurden enger miteinander verknüpft. Beispiele wie die Wiener Postsparkasse von Otto Wagner, das von Hoffmann in Brüssel errichtete Palais Stoclet oder die vielfältigen Produkte der frühen Wiener Werkstätte boten überzeugende Beispiele für die angestrebte kreative Synthese.

Zülows Selbstentdeckung und eigenständige Entwicklung wurden durch diese Atmosphäre künstlerischer Offenheit und Vielfalt zweifellos begünstigt. Als Künstler unter Gleichgesinnten und später als ein Außenseiter, der seine einzigartigen Qualitäten in einer sich schnell verändernden Kunstwelt fortsetzte, gab Franz von Zülow in mehr als sechs Jahrzehnten ein reiches Zeugnis für die Möglichkeiten und Freuden eines persönlich geprägten, von feinem Empfinden gezeichneten kreativen Schaffens.

Die Papierschablonendrucke

Mit fundierten Kenntnissen in nahezu allen malerischen und grafischen Techniken sowie einer fortwährenden Vorliebe für die gestalterischen Möglichkeiten des Kunsthandwerks erzielte Zülow vor allem in seinen meist klein- bis mittelformatigen Grafiken der Jahre 1903 bis 1925 herausragende Leistungen. Diese zeichnen sich nicht zuletzt durch ihre Einfachheit und formale Prägnanz aus, die eine leicht zugängliche, dennoch anspruchsvolle Bildsprache darstellen und somit einen bedeutenden Beitrag zur österreichischen Kunst dieser Zeit darstellen.

Die bedeutendste Errungenschaft, die es hier zu erwähnen gilt, sind die zunächst als Unikate in Durchpausetechnik mit Redisfeder in Tusche gezeichneten, handkolorierten Monatshefte, die ab 1912 dann mittels der Papierschablonendrucktechnik hergestellt wurden. Franz von Zülow entwarf, schnitt und druckte die in Leporelloform veröffentlichten Blätter bis auf wenige spätere Ausnahmen selbst, oft mit Unterstützung seiner Mutter und Schwester, in kleinen Auflagen von 25 bis 30 Exemplaren. Sie wurden erstmals im Dezember 1909 veröffentlicht und erstreckten sich bis in die Anfangsmonate des Jahres 1915, allerdings wurden sie zuletzt unregelmäßig und oft nur noch in Entwurfsform herausgebracht. Die Gestaltung orientierte sich sowohl an der Tradition der Bauernkalender als auch an den Bestrebungen der vorwiegend an der Kunstgewerbeschule am Stubenring unterrichteten Wiener Flächenkunst, Buchillustration und Schriftornamentik, die Zülow aufgenommen hatte. Jedes Exemplar umfasst neben der Titelseite sieben Bildseiten, die als herausragende Beispiele für die Schrift- und Schablonenschneidekunst gelten.
Franz von Zülow schuf die Grafiken dieser Serien mit einer hohen Abstraktionsrate und einer kühnen Stilisierung, die die drucktechnische Prägnanz des reinen Schwarzweiß bevorzugte.

Im Märchenwald, Papierschablonendruck

Große Tierversammlung, Mischtechnik

Bunte Stadt, Hinterglasmalerei

Franz von Assisi, Lithographie

Freistadt, Ölgemälde

Das Œuvre des Franz von Zülows

In den Werken von Franz von Zülow dominieren hauptsächlich Landschaften aus der näheren Umgebung, Ansichten von Dörfern und ländlichen Gebäuden. Neben diesen gibt es kunstvoll gestaltete Schriftblätter sowie andere Arbeiten, in denen Ornamente und Stilisierungen eine eigenständige grafische Darstellung erreichen, die sich deutlich von der Naturvorlage abhebt. In diesen grafischen Serien vereint Zülow Elemente des Wiener Jugendstils und des Secessionismus mit charakteristischen Merkmalen des Kubismus und Expressionismus. Zusammen mit der häufig auftretenden, stark rhythmischen Ornamentik und Typografie sind die von ihm entwickelten Editionen nicht nur ein eindrucksvolles Zeugnis seiner außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten, sondern auch eine wichtige Quelle für Einblicke in das Denken und die künstlerische Praxis der Künstlergeneration, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Wien beheimatet war und stark vom geistigen Klima der Stadt geprägt wurde.

In seinen frühesten Werken (1902 bis 1908) setzt Franz von Zülow bevorzugt Tuschfederzeichnungen und Aquarelle ein. Charakteristisch für viele dieser Werke, die Ansichten alter Weinkeller zeigen, ist der deutlich handschriftlich geprägte ornamentale Stil, begünstigt durch den ausgeprägten Konturstrich, sowie die flächige, oft detailreiche Kolorierung, die das zeichnerische Gerüst belebt und bestimmte Bildbereiche zusätzlich hervorhebt.

Katzen, Hinterglasmalerei

Mal- und Drucktechniken

In seiner Jugend schuf Zülow einige wenige Holzschnitte und arbeitete gelegentlich mit Pastell oder Wachskreide, wobei er die Nass-in-Nass-Technik des Aquarellierens wahrscheinlich noch nicht beherrschte. Über die Papierschablonendrucke hinaus erkundete er verschiedene andere Möglichkeiten der Verwendung von Schablonen in Malerei und Grafik und zeigte ein fortwährendes Interesse an künstlerischen Experimenten, das sich bis in die Zeit nach 1945 erstreckte.
Techniken wie Monotypie und Reliefzeichnungsdruck, die nur sehr wenige Abzüge zulassen, sowie Frottagen und Experimente mit einer Spritztechnik mit Tubenleim, bei der die reliefartige Zeichnung nachträglich aquarelliert wurde, sind hauptsächlich in den Werken der 1940er und 1950er Jahre zu finden. Franz von Zülow bewies nicht nur oft seine Fähigkeit, aus der Not heraus Innovationen zu schaffen und den Materialmangel zu überwinden, sondern kämpfte auch durch die ungewöhnliche Kombination verschiedener Techniken und Materialien gegen Routine und möglichen Stillstand an.

Schon im Jahr 1910 entstanden die ersten Kleisterbilder auf Papier, und zwar in einer erstaunlich differenzierten Form. Zülow hat dieses Verfahren, das mit Aquarell- oder Temperamalerei verbunden ist und eine negative Zeichnung durch das Wegschaben der Farbe beinhaltet, besonders gerne in seinem Spätwerk eingesetzt. Kurz vor seinem Tod schuf er einige seiner eigenwilligsten und eigenständigsten Werke, die in seinem umfangreichen und vielfältigen Gesamtwerk zu finden sind.

In den 1920er Jahren arbeitete der Künstler gerne als Lithograph, insbesondere während der Zeit, in der er häufig mit seinen Künstlerkollegen Sergius Pauser, Ferdinand Kitt und Ernst Huber zusammen war.
Eine bemerkenswerte Serie von acht handkolorierten Blättern mit einem Vorwort von Berta Zuckerkandl, genannt „Hoffmann“, wurde 1923 vom Thyrsos Verlag in Leipzig und Wien veröffentlicht. Ein Jahr zuvor veröffentlichte Rudolf Haybach in Wien einen Zyklus mit 10 Arbeiten, der Franz von Assisi gewidmet war. Die handkolorierten Kalenderbilder, die bereits 1921 von Zülow herausgegeben wurden, sollten nicht mit den Monatsheften verwechselt werden.

Es sollte auch erwähnt werden, dass der Künstler eine beträchtliche Menge an Zeichnungen angefertigt hat, darunter einige größere Sammlungen von meist kleinformatigen Skizzen, die mit Bleistift, Tintenstift und Feder gemacht wurden.

Die expressionistische Ölmalerei mit kraftvollen, pastosen Pinselstrichen setzte erst Mitte der 1920er Jahre ein und erreichte vor allem zwischen 1925 und 1935 ihren Höhepunkt. In dieser Zeit erhielt Zülow mehrere Auszeichnungen und wurde zu zahlreichen Ausstellungen in ganz Europa eingeladen. Obwohl sie in späteren Schaffensphasen fortgesetzt wurde, wurde sie stets von der Graphik dominiert.

Die Tradition und der Mensch Zülow

Franz von Zülow verkörperte einfühlsam und sensibel eine Brücke zwischen Tradition und Moderne. Ohne radikal oder um jeden Preis revolutionär zu sein, repräsentierte er in Wien der ausklingenden Monarchie das Neue. Er ließ seinen Talenten freien Lauf, blieb aber gleichzeitig vital und selbstkritisch. Seine Vielseitigkeit und Bescheidenheit verhinderten, dass er als Dogmatiker oder Spezialist galt.
Zülows zurückhaltende Art, Natur und Umwelt zu erleben, das Zuhören bei Menschen, sein Interesse an Tieren, Fabeln und Märchen sowie seine Affinität zur Volkskunst und sein fortwährendes Experimentieren in der Kunst ermöglichten eine bewundernswerte Entwicklung seines vielseitigen Werkes. Sein Schaffen entfaltet sich heute immer mehr und bietet zweifellos Raum für weitere Entdeckungen und Erkenntnisse.

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