Leontine von Littrow & Marie Egner – zwei der wichtigsten Künstlerinnen um 1900

Leontine von Littrow & Marie Egner – zwei der wichtigsten Künstlerinnen um 1900

Leontine von Littrow und Marie Egner zählen zu den bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen um 1900. Die Werke der beiden Künstlerinnen werden dem Stimmungsimpressionismus zugeordnet und beeindrucken durch ihre kräftigen Farben. Doch haben sich Littrow und Egner jemals persönlich kennen gelernt? Dieser Frage gehen wir in diesem Blogartikel nach!

Leontine von Littrow und Marie Egner

Leontine von Littrow

Am 17. März 1856 wurde Leontine Camila von Littrow in Triest geboren und wuchs in einer typischen, altösterreichischen Familie auf. Ihr Vater, Heinrich von Littrow, war u.a. Kartograf, Dichter und Fregattenkapitän der österreichischen Marine. Ihre Mutter, Caroline Fanny, geborene Barry, entstammt aus einer wohlhabenden Kaufmanns- und Bankiersfamilie. Oft besuchte das junge Mädchen ihre Tante Auguste von Littrow in Wien, die sich sowohl für die Rechte der Frauen einsetzte, als auch einen Salon unterhielt. In diesem Littrowschen Salon gaben sich die Größen des Kulturlebens Mitte des 19. Jahrhunderts, wie u.a. Marie von Ebner-Eschenbach, Franz Grillparzer, Friedrich Hebbel, ein Stelldichein.

Hier verkehrte auch der Maler Hans Canon (1829-1885), der das Talent von Leontine früh erkannte und ihr die ersten Malstunden gab. Ab ca. 1875 erhielt sie ihre künstlerische Ausbildung bei dem Pariser Maler Jean d’Alheim (1832-1894), der sie in die Welt des Impressionismus einführte. Bald stellte sie ihre Werke in Wien, Bremen, München und London aus. Ihre Bilder sind geprägt von der Landschaft, dem Meer und dem Licht der dalmatinischen Küste. Mit wenigen Pinselstrichen schaffte es Leontine von Littrow das Spiel von Helligkeit und Schatten dazustellen, wie man zum Beispiel am Bild „Lichtung im Park“ gut erkennen kann.

Lichtung im Park

Küste mit Segelboot

Innenhof in Abbazia

Terrasse in Lovrana

Anfänglich noch in der Tradition von Hans Canon und Hans Markart verhaftet, zählt Leontine von Littrow ab 1885 zu den erfolgreichsten Malerinnen des Meeres und der Küste – ganz im Stil der Stimmungs-Impressionisten.

1887 lernt sie Olga Wisinger-Florian (1844-1926) kennen. Mit ihr bereist sie die Küste von Triest nach Abazzia (heute: Opatija) bis nach Ragusa (heute: Dubrovnik) und malte die Häuser, die Pflanzen und das Leben am Meer mit dem ihr typischen Pinselstrich. Beim Betrachten ihrer Bilder kann man förmlich die südliche Wärme spüren und das Zirpen der Grillen hören.

Trotz der vielen Ausstellungen weltweit (sogar in Chicago wurden ihre Bilder 1893 im Rahmen der Kolumbischen Weltausstellung gezeigt) verbrachte sie ihren Lebensabend in ihrer Geburtsstadt Abazzia und starb auch dort am 11. Mai 1925.
Gekrönte Häupter der Europäischen Adelshäuser und reiche Industrielle kauften ihre Werke schon zu Lebzeiten. Heute finden sich Bilder von Leontine von Littrow ua. im Wien Museum, in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien und dem Museo Revoltella di Trieste.

Marie Egner

Marie Egner erblickte am 25. August 1850 in Bad Radkersburg das Licht der Welt. Sie wuchs in Aussee im Salzkammergut auf, übersiedelte 1866 mit 16 Jahre nach Graz und besuchte dort die Kunstschule von Hermann von Königsbrunn. Mit einer Kommilitonin fuhr sie nach Düsseldorf und studierte dort drei Jahre bei Carl Jungheim. Nach den Erfahrungen in Deutschland kam Marie Egner mit ihrer Mutter nach Wien, richtete sich ein Atelier im 4. Bezirk ein und studiert in den kommenden Jahren bei Emil Jakob Schindler. Um ihren malerischen Horizont zu erweitern, reiste sie durch Italien und unterrichtete längere Zeit in England. Die Bilder dieser Aufenthalte wurden im Wiener Künstlerhaus, in Deutschland und England ausgestellt.

Abendstimmung

Blühender Baum

Blühender Garten in Hofgastein

Haus im Grünen

Zwischen 1900 bis 1909 war Marie Egner Ausstellungsmitglied der Künstlerinnengruppe „Acht Künstlerinnen“ und gehörte nach dem 1. Weltkrieg der „Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ)“ an, welche 1926 eine große Ausstellung für die Malerin organisierte.
Obwohl die Künstlerin ab 1930 zusehends ihr Augenlicht verlor und sich aus der Öffentlichkeit zurückzog, blieb sie weiterhin künstlerisch tätig.
Am 31. März 1940 starb Marie Egner und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grabe beigesetzt.

Marie Egner wird – wie auch Leontine von Littrow – dem Österreichischen Stimmungsimpressionismus zugeordnet. Zu ihren Hauptmotiven in Öl und Aquarell zählen plein-air (Freilichtmalerei) Landschaften und Blumen.

Wo könnten sich Leontine von Littrow und Marie Egner getroffen haben?

Da es um 1900 nur wenige österreichische Künstlerinnen gab, liegt es eigentlich auf der Hand, dass sich Leontine von Littrow und Marie Egner getroffen haben. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wo sich die Wege der beiden Frauen gekreuzt haben könnten.

Beide Künstlerinnen pflegten engen Kontakt mit Olga Wisinger-Florian.
Leontine von Littrow war mit Olga Wisinger-Florian befreundet und bereisten mit ihr gemeinsam die österreichische Adriaküste.
Marie Egner und Olga Wisinger-Florian waren beide Gründungsmitglieder der Vereinigung „Acht Künstlerinnen“ in Wien.

Anfang des 20. Jahrhunderts war es nicht üblich, dass Werke von Frauen in Galerie besichtigt werden konnten. 1901 fanden sich acht Künstlerinnen zusammen, um einmal im Jahr bzw. alle zwei Jahre Ausstellungen im Palais Pisko zu veranstalten. Neben den acht Gründungsmitgliedern wurden auch immer andere Künstlerinnen eingeladen. Die Bilder von Marie Egner und Olga Wisinger-Florian fanden sich immer wieder im Ausstellungsprogramm des Palais Pisko. Sicherlich kam Leontine von Littrow zu den Ausstellungen dieser Vereinigung und traf dort die beiden Künstlerinnen.
Ferner waren sowohl Marie Egner als auch Leontine von Littrow Mitglieder im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien.

Als Schülerin von Emil Jakob Schindler verbrachte Marie Egner zahlreicher Sommermonate auf Schloss Plankenberg (Bezirk Sieghartskirchen, Niederösterreich). Ab 1885 bewohnte der Künstler mit seiner Familie dieses Schloss, wo er auch einen Malkreis um sich scharte. Zu den Künstlerinnen und Künstlern gehörten neben Marie Egner unter anderem auch Tina Blau, Olga Wisinger-Florian, Carl Moll, Theodor von Hörmann und Hugo Darnaut. Auch Leontine von Littrow traf Emil Jakob Schindler immer wieder. Es kann somit gut sein, dass Leontine von Littrow ihre Freundin Olga Wisinger-Florian bzw. den Schlossbesitzer auf Schloss Plankenberg besuchte.

Zusätzlich verband die beiden Frauen eine enorme Leidenschaft für das Meer. Beide verbrachten lange Studienaufenthalte an der Dalmatinischen Küste und malten zahlreiche Hafen- und Stadtansichten, Brandungen und Gärten mit blühenden Blumen. Sicherlich haben sich die beiden auch dort getroffen, um die mediterrane Stimmung auf Leinwand und Papier zu bringen.

Die Zahl der künstlerisch tätigen Frauen in Österreich um 1900 war nicht sehr hoch. Man kann daher davon ausgehen, dass man sich kannte und traf. Somit kann mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden, dass sich die Lebenswege von Leontine von Littrow und Marie Egner mindestens einmal gekreuzt haben, auch wenn es keine schriftlichen Belege darüber gibt.

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