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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen die ersten Abenteurerinnen und Abenteurer Wien zu verlassen, um zu Fuß, mit Kutschen oder Schiffen ihre Umgebung zu erkunden; und so gelangten sie auch in die idyllische Wachau. Sie waren fasziniert von den schroffen Felsen, den gespenstischen Ruinen und den finsteren Wäldern. Jakob und Rudolf von Alt waren die ersten, die die schöne Landschaft für die Ewigkeit festhielten. Durch die Revolution 1848 wurde es aber wieder still in der Wachau, und sie geriet in Vergessenheit.
Eduard Peithner von Lichtenfels (1833 – 1913) erweckte die Wachau aus ihrem Dornröschenschlaf.
Peithner von Lichtenfels studierte in Wien und Düsseldorf Malerei und kehrte nach seiner Teilnahme am Sardinischen Krieg (17. April 1859 – 12. Juli 1859) nach Wien zurück. Dort erhielt er 1872 die Professur und Leitung für die Klasse Landschaftsmalerei an der Wiener Akademie. Er wollte seinen Studentinnen und Studenten etwas Neues zeigen und führte sie ab 1888 regelmäßig nach Dürnstein und in die Wachau.
Zahlreiche Orte wurden seitdem Motive für Aquarelle, Ölbilder und Papierarbeiten.
Überragt wird der Ort mit der markanten blauen Stiftskirche von der Ruine der einstigen Kuenringer-Festung. Mitte des 12. Jahrhundert errichtet fiel die Burg während des 30-jährigen Kriegs (1618-1648) einer Sprengung zum Opfer, wo sie langsam auseinanderbrach.
Seien es die Dampfschiffe an der Anlegestation, wo eine Kutsche auf ihre Gäste wartet, auf dem Ölbild von Oswald Grill (1878 – 1964), der Blick auf die Stiftskirche bei den Papierarbeiten von Siegfried Stoitzner (1892 – 1976) und Bertold Löffler (1874 – 1960) oder der Turm der älteste Kirche Dürnsteins, der Kunigundenkirche, bei den Werken von Maximilian Suppantschitsch (1865 – 1953) und Bertold Löffler – hier sieht man Malereien des österreichischen Stimmungsrealismus, die die Donau als ruhigen Fluss umgeben von schroffen Felsen mit wunderschönen Wolkenstimmungen zeigen. Die Bilder stechen hervor mit ihren feinen Strichen und der detailreichen Darstellung.
Schon im Mittelalter wird der Ort erstmals erwähnt – auch als Besitz der Kuenringer. Bekannt war Weißenkirchen für seinen Weinanbau, der im 12. Jahrhundert noch in klösterlichen Händen lag und bis heute von Weinbauern aus der Region gepflegt wird.
Die Aquarelle von Gustav Feith (1875 – 1951) und Hans Götzinger (1867 – 1941) zeigen die berühmte Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, wie sie über der Ortschaft thront, umgeben von Häusern und Weinreben. Interessanterweise wird jedes Mal der Turm seitlich gezeigt, und das charakteristische Walmdach (die vier Flächen des Daches bilden ein Gesims und haben ein Rechteck als Grundfläche) ist nicht zu sehen. Auf den Ölbildern von Karl Flieher (1881 – 1958) und Josef Stoitzner (1884 – 1951) bekommt man einen Eindruck von den engen Gassen und den Häusern in der Ortschaft; dicke Mauern und kleine Fenster charakterisieren die Gebäude. Bei Heinrich Tomec (1863 – 1928) sieht man die verträumte Bucht von Weißenkirchen. Ganz in der Tradition Emil Jakob Schindlers sind Bäume und das Ufer in dunklen, bedrohlichen Farben gehalten. Auf allen Bildern findet man keine Menschen. Ganz anders bei „Weihnachten in Weissenkirchen“ von Ernst Huber (1895 – 1960): Es zeigt Maria mit dem Jesuskind am Schoß, beide mit einem Heiligenschein, im Mittelpunkt des Bildes. Ein alter Mann mit Bart und Stock kommt links aus einer Tür und im Hintergrund erkennt man den Turm der Kirche von Weißenkirchen. Das Bild ist in dunklen Tönen gehalten, lediglich Maria und ihr Kind leuchten mit den kräftigen Farben ihres Gewands.
Ende des 12. Jahrhundert gelangte die Burg Aggstein in den Besitz der Kuenringer, die diese zwar zwei Jahrhunderte besaßen, aber nach zahlreichen Belagerungen verfallen ließen.
Auf dem Aquarell von Siegfried Stoitzner (1892 – 1976) ragt die Ruine stolz auf dem Felsen in die Höhe, unten erkannt man die unregulierte Donau. Unter diesem Blickwinkel versteht man, warum die Burg ein so wichtiger Verteidigungsplatz war. Mit feinen Strichen zeigt der Künstler die unterschiedlichen Grüntöne des Waldes am Fuße der Ruine. Mit sanften Farben wird im Hintergrund die Wachau angedeutet.
1014 gegründet verliehen die Babenberger Krems 1305 das Stadtrecht – Stein war da bereits Zollstätte. Die Orte waren zwar durch die Natur getrennt, aber durch ein gemeinsames Stadtrecht und Verwaltung verbunden.
Auf dem luftig-leichten, rund-formatigen Aquarell von Erwin Pendl (1875 – 1945) sieht man die ehemalige Frauenbergkirche mit ihrem charakteristischen Turm und auch die andere Kirchen, die typisch für die Silhouette der Stadt sind. Mit ganz feinen Strichen hat der Künstler die Weinberge und die Häuser, jedes Detail der Schiffe auf der Donau und der Brücke über den Fluss gemalt. Die Landschaft im Hintergrund vermischt sich mit den Pastelltönen des Himmels.
In Braun- und Weiß-Tönen wird das Kremser Tor im Winter in der die Papierarbeit von Franz Poledne (1873 – 1932) dargestellt. Schnee liegt auf den Dächern und der Straße – man kann die Kälte des Winters förmlich spüren. Auch dieser Künstler malt detailreich die Ziegeln in den Häuserfassaden; Spuren von Wagen und Menschen führen im Schnee durch das Tor.
Carl Fahringer (1874 – 1952) zeigt in seinem typischen, spätimpressionistisch-expressiven Stil eine Gärtnerei; ein großes Glashaus mit seinen Nebengebäuden bildet das Zentrum des Bildes. Im Vordergrund blühen in umrahmten Beeten die letzten Blumen. Es dürfte Herbst sein: Die Blätter der Bäume sind in Gelb, Orange und Grün gehalten, die Abdeckungen der Beete für den Winter sind vorbereitet. Wenn man genau schaut, kann man an der Seite des großen Glashauses einen Gärtner mit Schubkarren erkennen.
Liesl Kinzel (1886 – 1961) malte einen Bauernhof in der Tradition des österreichischen Stimmungsimpressionismus. Im Mittelpunkt steht der Innenhof des Gehöfts mit Stiegen ins obere Geschoß, einem Haupt- und einem angebauten Nebengebäude. Die roten und rosafarbenen Blumen am Balkon ziehen sofort die Blicke auf sich. Vorne picken zwei Hühner mit leuchtenden Kämmen am Boden, und im Hintergrund ragt eine Ruine trotzig in den blauen Himmel. Das Bild strömt eine unglaubliche Ruhe und Frieden aus.
Auch in der Papierarbeit von Maximilian Suppantschitsch (1865 – 1953) ziehen die roten Blumen den Blick des Betrachters auf sich. Die Häuser in der Gasse sind detailreich gemalt; man erkennt sogar das Bettzeug, das aus dem Fenster hängt. Vor einem der Gebäude wartet eine Kutsche, und wenn man genau hinsieht, kann man auch einen Kutscher erkennen.
Rudolf Weber (1872 – 1949) zeigt uns eine typische Landschaft der Wachau: Schroffe Berge im Hintergrund, sanfte Wiesen und ein Bach im Vordergrund; überragt wird all dies von hohen Bäumen. Hinter Büschen leuchtet das Dach eines Bauernhofes mit seinen Nebengebäuden hervor. Man kann bei genauer Betrachtung auch eine Magd erkennen, wie sie Gänse vor sich her treibt. Mit wenigen Strichen stellt der Künstler die friedliche Landschaft in Pastelltönen dar.
Das Werk von Josef Kinzel (1852 – 1925) ist eine Ausnahme unter den Bildern mit Motiven aus der Wachau: Es zeigt eine junge Frau in einer Wachauer Tracht mit Rock, Jacke und der typischen Haube. Sie sitzt in einem reichgeschmückten Zimmer auf einem Sessel und blickt den Betrachter direkt an. Ganz typisch für den Genremaler stellt Josef Kinzel mit feinen Strichen jedes Detail des Gewandes und der Kopfbedeckung dar – die Frau wirkt fast wie fotografiert. Im Hintergrund erkennt man die gemusterten Stoffe an der Wand; sogar die Frau auf dem Bild kann man sehen.
Nachdem jahrhundertelang die Berge mit ihren schroffen Gesteinsformationen beliebte Motive bei Malerinnen und Malern waren, führte Eduard Peithner von Lichtenfels seine Schülerinnen und Schüler Ende des 19. Jahrhunderts in die Wachau. Er zeigte ihnen den großen Fluss, die geheimnisvollen Ruinen, die Weinberge, die in den Fels gebaut sind, und vor allem das Licht, das genauso schön und eindrucksvoll wie im Gebirge ist. Diese Landschaft begeisterte manche der Künstlerinnen und Künstler so sehr, dass sie in die Wachau gezogen sind und ihr Leben an den Ufern der Donau verbracht haben.
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